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Ob hochbelastbare Rollen für Straßenbaumaschinen, Antriebs-, Stütz- und Laufräder für Flurförderfahrzeuge oder Radsysteme für Reinigungsmaschinen – Produkte von WICKE aus Sprockhövel genießen seit Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf bei den grossen OEM‘s. Insbesondere im Schwerlastbereich hat das mittelständische Familienunternehmen Standards gesetzt. Da ist es umso erstaunlicher, dass WICKE eher zufällig zu Rad und Rolle kam.

Firmenportrait 150 Jahre WICKE

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Zündwaren aus Barmen

Die Unternehmensgeschichte begann 1866, als Ferdinand WICKE in Barmen, heute ein Stadtteil von Wuppertal, eine Kramwarenhandlung gründete. Kurz darauf nahm er die Produktion von Zündplättchen für Spielzeugpistolen – sogenannten Amorces – auf. Bis zur Jahrhundertwende wuchs die Ferdinand WICKE Zündwarenfabrik kontinuierlich. Nachdem der Firmengründer 1903 verstorben war, erweiterten seine Söhne das Portfolio: Ab 1907 wurden Zündvorrichtungen für Grubenlampen hergestellt, 1913 kamen Knallkorken hinzu. 1919 erfolgte der Verkauf von WICKE an Otto von Ragué, der das Unternehmen unter dem Namen Ferdinand WICKE Nachfolger weiterbetriebBeleg dafür, wie etabliert WICKE mittlerweile war.

„Nicht kriegswichtig“

Nach den ökonomisch schwierigen Jahren der Weimarer Republik führte die kriegstreiberische Aufrüstungspolitik des NS-Regimes ab 1933 bei WICKE wie in der gesamten deutschen Wirtschaft zunächst zu einer Erholung. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs änderte sich die Lage allerdings dramatisch. Um Rüstungsproduktion und Kriegsmaschinerie in Gang zu halten, griff das NS-Regime zunehmend in die Wirtschaftsabläufe ein und schränkte unter anderem die Konsumgüterproduktion ein – mit harten Folgen für WICKE: Am 13. Mai 1941 wurde das Unternehmen als „nicht kriegswichtig“ stillgelegt. Erst nach Kriegsende im Mai 1945 war ein Neubeginn möglich – wenn nicht die britischen Besatzungskräfte die Zündwarenproduktion untersagt hätten.

Der Neustart musste auf anderem Wege gelingen. In dieser Situation konnte Heinz Brennscheidt, der das Unternehmen 1935 von seinem Onkel Otto von Ragué übernommen hatte, einen entscheidenden Erfolg verbuchen: Ihm gelang es, Fertigungsaufträge der Wuppertaler Firma Vorwerk einzuwerben. Mit Dreh- und Fräsarbeiten, nur drei Mitarbeitern und acht ausgeliehenen Maschinen gelang damit noch 1945 der Neustart.

Die Entdeckung von Rad und Rolle

WICKE profitierte vom einsetzenden „Wirtschaftswunder“ enorm. Maßgebliche Ursache hierfür war die ab März 1950 vorliegende Lizenz zur Herstellung von Zündwaren. Die Metallbearbeitung – eine kleine Eisengießerei war mittlerweile ebenfalls eingerichtet – wurde aber weiterbetrieben. Und so kam es im März 1951 zu einem wegweisenden Ereignis: In Auftragsfertigung wurden bei WICKE erstmals Leichtmetall-Felgen für Gummibereifungen hergestellt. Schnell erkannte die Firmenleitung das enorme Potential, das Räder und Rollen für Transportlösungen im aufkeimenden Wirtschaftswunder besaßen, und entschied, eine eigenständige Produktion aufzubauen. Das Portfolio der neuen Abteilung wuchs zügig: Das erste Fertigungsprogramm 1953 umfasste mit Aluminium-Doppel-Scheibenrädern lediglich einen Artikel, 1962 waren bereits zahlreiche Varianten an Rädern sowie Lenk- und Bockrollen in Produktion. 1964 führte der Bestellkatalog zum ersten Mal Kunststoffräder aus Polyamid auf.

Ab 1970 sorgte der zunächst als Vertriebsmanager eingestellte Klaus Schlösser für einen weiteren Entwicklungsschub. Insbesondere Schwerlastrollen stießen auf ein wachsendes Marktinteresse. Bis zum Ende der 1970er Jahre stieg der jährliche Umsatz der Räder- und Rollen-Abteilung auf rund 12 Millionen D-Mark an. Der nächste Entwicklungsschritt folgte 1983, als es gelang, von Bayer (heute Covestro) eine Herstellungslizenz für den hochwertigen Polyurethan-Kunststoff Vulkollan® zu erhalten. Bis zum Ende der 1980er Jahre stieg der Umsatz mit Rädern und Rollen für Transportlösungen abermals und trug jetzt rund 80 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Die Geschäftsleitung, die seit 1989 aus Heinz-Olof Brennscheidt, dem Sohn Heinz Brennscheidts, und Klaus Schlösser bestand, fasste den Entschluss, sich gänzlich auf Transportlösungen zu konzentrieren. Die Zündwaren-Abteilung wurde 1990 an die Firma WECO veräußert.

Wicke weltweit

Die strategische Neuausrichtung fiel zusammen mit Ende des Kalten Krieges. WICKE nutzte die Chance zur Globalisierung und stieß auf neue Märkte vor. Hatte der Exportanteil bei Rädern und Rollen bereits um 1980 rund 25 Prozent betragen, gründete WICKE jetzt Auslandsniederlassungen: 1993 eröffnete in Héric im Nordwesten Frankreichs WICKE France; ab Jahresanfang 1995 produzierte ein Werk im tschechischen Zlín Gussfelgen und Schmiedeteile für Gabelstapler-Komponenten. Nur drei Jahre später nahm in Tipton WICKE UK die Geschäftstätigkeit auf. Weitere Niederlassungen kamen unter anderem in Ungarn, Polen, BeNeLux und den USA hinzu.

In China ist WICKE bereits seit 1994 präsent. Die anfangs 120 Mitarbeiter produzierten zunächst Standardprodukte für den Export. Um die Jahrtausendwende änderte sich das. Seither beliefert WICKE China mit deutlich ausgebauten Kapazitäten, über 450 Mitarbeitern und ausgeweitetem Produktportfolio neben den weltweiten Kunden auch den chinesischen Markt. Und auch der tschechische Produktionsstandort erlebte jüngst eine Erweiterung: In Slušovice bei Zlín eröffnete 2013 ein neues Werk. Ein Spezialgebiet des tschechischen Standorts ist die Produktion von vulkanisierten Elastik-Gummirädern bis zu 950 mm Durchmesser und komplett montierten Systemkomponenten für den Schwerlastbereich.

Wicke im Jubiläumsjahr 2016

„Es ist schon etwas kurios“, resümiert Klaus Schlösser, „Wenn man unsere Geschichte betrachtet, fällt auf, dass sich seit 1866 im Grunde alles verändert hat. Unser Unternehmen ist heute nicht mehr im Besitz der Familie WICKE, wir sind nicht mehr in Wuppertal-Barmen ansässig, und wir stellen keine Zündwaren mehr her. Und doch lassen sich Kontinuitäten ausmachen: Damals wie heute sind wir ein inhabergeführtes Familienunternehmen, das – bei aller erreichten Internationalität – seiner Heimatregion tief verbunden ist und höchsten Wert auf unternehmerische Unabhängigkeit und Wandlungsfähigkeit legt. Ich denke, diese Aspekte haben maßgeblich dazu beigetragen, dass wir uns zu einem führenden internationalen Hersteller von Transportlösungen mit Niederlassungen auf vier Kontinenten und über 850 Mitarbeitern entwickelt haben. Entscheidend hierfür waren außerdem zwei Dinge: Das Engagement unserer Mitarbeiter und das langjährige Vertrauen unserer Kunden.“

Und damit beides gewahrt bleibt, tut WICKE einiges. Schließlich geht der demografische Wandel auch an WICKE nicht spurlos vorüber. Um diesem zu begegnen, ist WICKE als Ausbildungsunternehmen aktiv und sorgt für alternsgerechte Arbeitsbedingungen. Das Unternehmen ist zudem Projektpartner von „Demografie aktiv“, einer Gemeinschaftsinitiative von Landesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern in Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen von „Demografie aktiv“ sind bei WICKE zahlreiche Partnerschaften zwischen älteren und jüngeren Kollegen entstanden, die zu regelmäßigen Informationsgesprächen zusammen kommen. Die Treffen sollen das Expertenwissen und die persönlichen Erfahrungen der ausscheidenden Kollegen für ihre Nachfolger und das Gesamtunternehmen erhalten. 2014 erhielt WICKE das „Demografie aktiv“-Siegel.

„Wir sind aber selbstverständlich nicht nur an unserem deutschen Stammsitz aktiv“, berichtet Co-Geschäftsführer Christian Schrape. „So verfolgen wir unter anderem in China die gezielte Weiterqualifizierung unserer Kollegen durch eine Vielzahl von internen Weiterbildungsmaßnahmen sowie Kooperationen mit regionalen Hochschulen. Davon profitieren wir als Unternehmen unmittelbar: Erst im Mai 2016 konnte an unserem chinesischen Standort eine neue Polyurethan-Fertigung die Arbeit aufnehmen. Zeitgleich eröffnete eine F&E-Abteilung, die unter anderem auf die Werkstoffe Polyurethan, Metall, Aluminium und Gummi spezialisiert ist.“

Eine weitere zukunftweisende Investition in siebenstelliger Höhe verbuchte zuletzt der Stammsitz in Sprockhövel. Dort ist die 2012 begonnene Umstellung der Energieversorgung auf ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) mittlerweile abgeschlossen. Das BHKW erzeugt Wärme und Elektrizität. Die gewonnene Wärme wird zudem zum Betrieb einer Absorptionskältemaschine genutzt, die die Raumtemperatur in den Produktionshallen in den Sommermonaten deutlich reduziert. Auf die bisherige Heizölnutzung kann jetzt vollständig verzichtet werden, zudem reduziert sich der externe Stromeinkauf um rund die Hälfte. Die Einrichtung bringt also zweierlei Vorteile: Eine deutliche Senkung der Energiekosten sowie eine Verminderung des jährlichen CO2-Ausstoßes um rund 1.000 Tonnen. Weitere Investitionen erfolgten zuletzt in die Lagerlogistik an den deutschen Standorten Auenwald und Sprockhövel, wo die Inbetriebnahme moderner Hochregallager eine weitere Optimierung von Warenverfügbarkeit und Liefergeschwindigkeit erbrachte. Weitere Excellence-Projekte sind in den Jahren 2016 bis 2020 im Bereich der Produktion, Automatisierung, aber auch mit den Schwerpunkten Umwelt und Personal in der Unternehmensstrategie verankert.

Genderhinweis

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde die männliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung der anderen Geschlechter. Alle Geschlechter mögen sich von den Inhalten gleichermaßen angesprochen fühlen.